San Pedro de Atacama

Yes, nach dem Torres ging es zu einem weiteren meiner persönlichen Highlights: In die Atacama-Wüste! Wirklich verrückt, dass beide Abschnitte im selben Land liegen…nur durch knappe 3500 km getrennt ?.

Wenn ich an Wüste denke kommen mir erst mal endlose Mengen Sand in den Sinn…dass das auch ziemlich anders sein kann habe ich hier mal wieder festgestellt ?.

Nach unserem Aufenthalt in der Hauptstadt sind wir erst mal in den Flieger gestiegen. Dieses Mal hieß das Ziel Calama, ca. 1,5 Std. von San Pedro de Atacama entfernt. Ich weiß nicht was in Calama selbst so geht, immerhin hat die Stadt in der Mitte von Garnichts auch 150.000 Einwohner, wir haben allerdings nur den Flughafen zu Gesicht bekommen. Ursprünglich war die Idee mal wieder einen Mietwagen zu nehmen um autark zu sein und selbst die Hotspots (<– ?) abzufahren. Da die Verfügbarkeit aber recht begrenzt war, und es auch sonst ein zu großer Aufwand gewesen wäre das Auto wieder nach Calama zurück zu bringen, haben wir den Plan schnell verworfen und uns entschieden diverse Tagestouren zu buchen.

Der Weg nach San Pedro war mal wieder mehr als einfach. Überall dort wo Touris sind, gibt es auch Touri-Angebote. Raus aus dem Flughafenschalter, und schon stehen diverse Estebans da rum und winken mit ihren Transfer-Schildchen. Für ein paar Euro (ich glaube 20 p.P. ?) sitzt man dann Minuten später in einem klimatisierten Kleinbus und wird ins Wüsten-Mekka kutschiert.

Dort angekommen, war ich mal wieder sehr überrascht…ja, es ist natürlich sehr warm und trocken…aber ansonsten hat es sich auf den ersten Blick wenig von anderen, „normalen“ Orten unterschieden. Es gab Geschäfte (oder sowas in der Art ?), Schulen, Kneipen, Restaurants…und das Hostel war eines der schönsten auf unserer bisherigen Reise. Dennoch hat mich San Pedro irgendwie fasziniert. So „normal“ es auf der einen Seite schien, so sehr erinnerte es mich an eine Mischung zwischen Las Vegas und Mad Max. Die Stadt lebt von (und mit) seinen Touristen, und alles fokussiert sich auf eine „Hauptstraße“ (ich nenne sie mal: The Strip ?) auf der sich diverse Arten von Reisenden durch den Staub schlagen. Hier trifft die 60-jährige Gudrun in Wandersandalen auf die voll-tätowierte und zugekiffte 20-jährige Lisa in Hippiehosen…und beide haben nur ein Ziel: Bei den ca. 50 Touranbietern eine der ca. 10 unterschiedlichen Touren zu buchen die aber überall exakt gleich sind ?. Jeder Anbieter hat hier die selben Busse, fährt die selben Orte an und nimmt so ziemlich das gleiche Geld dafür. So zumindest unser Eindruck nach ein paar Gesprächen mit anderen, diversen Flyern und ein paar Recherchen…

Wir haben es uns daher leicht gemacht und bei unserem Hostel-Menschen „Rodriguez“ gebucht. Das ging sehr unkompliziert und war – soweit ich das abschätzen kann – qualitativ nicht schlechter. Wir hatten 6 Tage vor Ort, diese waren aber durch die ganzen Touren recht ausgefüllt. Auf dem Plan standen:

1.) Valle de la Luna
2.) Valle Arcoiris
3.) Lagunas Altiplanicas & Piedras Rojas
4.) Stargazing Tour
5.) Uyuni Tour

Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen. Die Touren waren alle beeindruckend…manche mehr, manche weniger…und selbst wenn das eigentliche Ausflugsziel nicht so spannend war, so war es die Gesamtheit der Situation. Es ist wirklich zum brüllen und ich habe mit Eric meine wahre Freude daran…jeden Tag aufs neue pferchen sich im Morgengrauen 100.te Touristen in kleinen 10er Grüppchen zusammen in den für sie vorgesehenen Tourbus, bekommen von ihren „ach so gut gelaunten Guides“ auf gebrochenem Englisch (oder wahlweise Spanisch oder Portugiesisch) die wichtigsten Infos zum Ziel mitgegeben und versuchen sich dann untereinander mit immer den selben Smalltalk-Fragen zu connecten. Wirklich, darüber muss ich mal gesondert schreiben, aber viel interessanter als die ganzen „Sehenswürdigkeiten“ sind einfach die Menschen & Situationen die damit einher gehen…ich hoffe WIRKLICH dass ich das mal schaffe „zu Papier zu bringen“.

Zu den jeweiligen Touren gibts die Fotosets zur Veranschaulichung…ansonsten war nicht viel Zeit, außer dass ich mich mal in die Stadt begeben habe um „bewusst“ ein paar Menschen zu fotografieren…das war auch sehr nice (und anstrengender als Landschaft ?)…die Ergebnisse gibts dann auch bald im dazugehörigen Photoset.

Trotz dass wir recht aktiv waren, so habe ich mich doch ein wenig geärgert keinen Mietwagen gehabt zu haben. Die Gegend um San Pedro ist wirklich einmalig, und trotz dass es eine Wüste ist, so ist genügend Infrastruktur vorhanden um auf eigene Faust mit dem eigenen Wagen die entsprechenden Punkte anzufahren. Mich hätten noch diverse andere Ziele interessiert, und selbst bei den Zielen bei denen wir waren, ist man immer recht „eingeschränkt“ was den vorgegebenen Zeitplan angeht…auch die Tage vor Ort wollten wir nicht noch länger strecken, da auch die anderen Ziele noch irgendwie in die Route passen sollen ?. Daher: Atacama, auf JEDEN FALL ein Ziel was ich nochmal besuchen würde…dann bei der nächsten Weltreise ?.

Unser Abgang aus der Atacama Wüste ging zur Abwechslung mal nicht mit dem Flugzeug, sondern mit einer Tour in die Uyuni-Wüste. Auch das ist gefühlter Standard und war daher ähnlich leicht zu organisieren. Die Touren gibt es in zwei Varianten: 4-Tage, mit Rückkehr nach San Pedro, oder 3-Tage, ohne Wiederkehr ?. Wir haben uns natürlich für die 3-Tages-Tour entschieden, die das Ende dann in Uyuni vorsieht.

Eigentlich bräuchte diese Tour auch einen eigenen Blog-Artikel. Die Kurzform: Es war der absolute Wahnsinn. So Wahnsinn, dass ich nicht weiß wie ich das beschreiben soll. Wir fuhren drei Tage in einem 4×4 Pickup durch Landschaften die ich mir nicht mal hätte im Traum vorstellen können…in knapp 5000 Metern Höhe an Orte an denen es keine Straßen mehr gab…nur noch „Natur“ von solch‘ einer Art die ich wirklich noch nicht kannte. Ich halte die deutsche Sprache schon für recht ausgefeilt, wenn es darum geht Dinge präzise zu beschrieben. Vielleicht liegt es auch einfach an meinem Wortschatz, aber nach 100x „Geil, Wahnsinn, Unglaublich, Schön, Krass, Traumhaft, Unwirklich“ oder ähnlichen war ich irgendwann einfach nur noch stumm. So stumm, dass mir die Tränen die Wangen runter liefen, weil mein Gehirn nicht verstand was meine Augen sahen…

Ich konnte nichts mehr sagen, und empfand einfach nur Dankbarkeit. Es klingt vielleicht pathetisch, aber in dem Moment war ich so dankbar für alles was dazu geführt hatte dass ich da in diesem Pickup saß und diesen Moment erleben durfte. Angefangen von meinem Geburtsort der das überhaupt möglich machte, über die Erziehung, Bildung, Job, ja selbst meine Scheidung…die mich u.a. zu der Weltreise geführt hat ?. Es war einfach „unbeschreiblich“…nur leider reicht unbeschreiblich an dieser Stelle überhaupt nicht aus um sich daraus eine Vorstellung zu machen.

Funfact: Ich habe für mich entschieden, dass der Ausdruck „Ich frecke“ es eigentlich am besten beschreibt. Vielleicht nicht literarisch wertvoll, dafür trifft’s aber meinen Humor ?.

Diesen besonderen „Ich frecke“-Moment hatte ich schon am ersten Tag der Tour…da waren wir von der Uyuni noch meilenweit entfernt. So intensiv ging es die nächsten 48-Stunden weiter, gespickt mit weiteren (Natur-)Highlights und auch weniger schönen Momenten. Nicht empfehlen kann ich z.B. die erste bolivianische Hostel-Erfahrung in „Villa Mar“, natürlich so abgelegen wie der Rest der Tour. Im Gegensatz zu unserer bisherigen Hostel-Auswahl konnten wir hier – als Teil der Tour – das Hostel natürlich nicht selber wählen und waren leicht geschockt. Aber auch das haben wir überlebt und am nächsten Tag ging es weiter…

Auch hier galt: Nicht nur die (angepriesenen) Sehenswürdigkeiten waren eine Reise wert, sondern auch die Gesamtsituation: 7 Leute in einem Pickup, ein Pärchen um die 40 aus Brasilien, ein weiteres Pärchen um die 30 aus Portugal, Eric, der Fahrer Mario und ich. Irgendein Zufall (oder irgend ein Touranbieter in San Pedro) muss uns wohl zusammen geführt haben…ca. 60 Stunden lang, auf engstem Raum, und irgendwo im kulturellen und sprachlichen Mix zwischen den Kontinenten, und zwischen Spanisch, Portugiesisch, Englisch und Deutsch ?. Diese Momente, in denen der konstant kokablatt-kauende Fahrer Mario keine Miene verzieht, während er mit über 100 Sachen durch die Offroad-Prärie von Bolivien heizt…während nebenher im Radio ein Mix aus Roxanne (Must have been Love, aber auf Spanisch), Lady Gaga’s Pokerface und spanischen Kumbia-Mix trällert.

Ganz ehrlich, das kann man sich nicht ausdenken ?.

Es war einfach ein Highlight, und das gipfelte dann endlich am dritten Tag als Mario morgens früh um 05:30 Uhr seinen 4×4 Nissan anschmiss um uns zum Sonnenaufgang in die Uyuni zu bringen…Was soll ich sagen…“Ich frecke“ trifft es da wohl wieder am besten ?. Keine Wolke am Himmel, ein glatter Horizont, und Salz, wohin das Auge blickt…nach diversen Photosessions (Fotos folgen ?), einer Frühstückspause auf Salz-Blöcken und einem Besuch der Isla del Pescado war dann auch irgendwann dieses Highlight vorüber. Wie fuhren in das Dorf Uyuni, bekamen dort noch ein Mittagessen kredenzt und verabschiedeten unsere mehr oder weniger ans Herz gewachsenen Mitstreiter mit dem üblichen Insta-Profil-Austausch ?.

Für Eric und mich hieß es weiter weiter mit dem Bus in Richtung bolivianisches Hochland – nächster Stopp war die ehemaligen Silberminenstadt Potosí.

Santiago de Chile

Nach einem weiteren Inlandsflug und den damit verbundenen – fast schon routinierten – Abläufen wie Sachen packen, im Hostel auschecken, Mietwagen zurück bringen und den Weg zum nächsten Hostel finden, waren wir nach 3 Wochen Pampa auch mal wieder in einer Großstadt: Santiago de Chile.

Santiago, die Stadt der…ja was denn überhaupt? Gibt es irgend etwas was man über die Stadt weiß, außer dass es die Hauptstadt von Chile ist? Sehenswürdigkeiten, Einwohner, Viertel oder sonstiges?

Ich hatte zumindest keine große Vorstellung von der Stadt, außer dass ich mich persönlich auf etwas mehr Menschen, Verkehr & Lautstärke, aber auch auf nette Restaurants, Bars, Interaktionen und ein wenig Party gefreut habe. Da wir uns selbst ja etwas endschleunigen wollten, hatten wir 6 Nächte im schönen Eco-Hostal Tambo Verde gebucht.

Nach einem kurzem Check der üblichen „Top 10 Things to do in Whatever“-Webseiten hatten wir nen guten Plan für die nächsten Tage und starteten am ersten gleich mit einer „kostenlosen“ Stadtführung. Die war recht kurzweilig und unterhaltsam, und wir hatten gleichzeitig einen kleinen Überblick über die Geschichte der Stadt und ein paar Sehenswürdigkeiten. 

Santiago hat mehr als 6 Mio. Einwohner, daher war von vorne herein klar dass eine 2-stündige Tour durch die Innenstadt natürlich nur einen Bruchteil der Stadt beleuchten kann.

Die weitern Tagen vergingen dann auch wie im Flug…Stadtviertel hier, Stadtviertel dort, mal einen Einblick beim (chaotischen) Zentralmarkt oder eine Gondelfahrt zum Cerro San Cristóbal, und da war die Zeit auch schon so gut wie rum.

Ein Highlight war auf jeden Fall unser Besuch beim Plaza de Armas, auf dem jeden Tag der ortsansässige Schachclub seine Tische aufbaut und für mehrere Stunden sein Können zur Schau stellt. Dies sind zum Großteil Einheimische, aber auch Touristen die ihr Glück gegen die Clubmitglieder versuchen.

Gesagt, getan, die Gelegenheit wollte sich Eric nicht nehmen lassen. Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten wurde dann der erste der alten Herren herausgefordert…und dieser verlor dann auch nach einem kurzen Spiel. Das ging dann auch bei den nächsten 1-2-3 Partien so weiter…und nach ein paar Stunden stand es am Ende 10:2 für Eric ?. 

Zwischenzeitlich kamen immer mal andere an den Tisch und schauten was der „blonde junge Typ aus Alemania“ da machte. Alle waren sehr nett, und einer der geschlagenen Herausforderer (80 Jahre alt!) bot mir ein Stück Schokolade an und erzählte mir danach von seiner Zeit in Deutschland…es schien ihm gefallen zu haben, denn kurz darauf wollte er ein Foto und hat mit mir im gebrochenen Deutsch „O-Tannenbaum“ und einen deutschen Schlager gesungen ?. 

Ansonsten waren die Tage eher unspektakulär. Party gab’s leider keine (also gab es bestimmt schon, aber ohne uns ?), dafür am letzten Tag ein Museumsbesuch über die Militärdiktatur in Chile. Vielleicht reichen die paar Tage auch nicht aus um mit so einer Metropole warm zu werden…aber so richtig umgehauen hat es mich irgendwie nicht.

Nach den 6 Tagen ging’s dann auch schon weiter…wieder mit einem Inlandsflug (ja, das Land ist recht lang ?) nach Calama im Norden des Landes…ca. 1,5 Stunde entfernt von unserem nächsten Ziel: In die Wüste nach San Pedro de Atacama.

Puerto Montt

Nach unserem Abenteuer im Süden des Kontinents hieß es für uns den Weg Richtung Norden anzutreten. Aus finanziellen (Mietwagen mit Einwegmiete), und zeitlichen Gründen (Bus), hatten wir uns entschieden stattdessen in den Flieger zu steigen und die knapp 2000 Kilometer nach Puerto Montt zu fliegen.
Die Region um Puerto Montt ist als super schöne Vulkan-, Seen- & Wald-Gegend mit diversen Nationalparks bekannt. 

Gesagt, getan, da wir den ersten Mietwagen noch zurück geben mussten, ging unser Flieger von Punta Arenas – das hieß für uns ein  „kleiner“ Rückweg von 650 km und ein erneuter Grenzübergang zurück nach Chile. Da wir nicht die selbe Route wie beim Hinweg nach El Chalten nehmen wollten, fuhren wir über Rio Gallegos – ich kann sagen: Nicht zu empfehlen ?. Die Straßen und Landschaften ringsherum waren recht ähnlich (schön), allerdings war Rio Gallegos eher unansehnlich. Egal, nach einer Nacht im „4-Sterne-Hotel“ für 35 € ging es für uns am nächsten Morgen auch schon wieder weiter. 

Da der Flug leider auf 20 Uhr verschoben wurde, hieß es für uns erst mal warten, und daraus resultierend eine recht später Ankunft am Flughafen in Puerto Montt. Der Mietwagen-Schalter hatte zwar gerade noch offen, allerdings wollte dieser Partout nicht eine meiner 3 (Debit)Karten akzeptieren. 

Nach kurzem Disput über den Google Translator war ich nicht nur mit meinem Spanisch, sondern auch mit meinem Latein am Ende, da ich abends um 23:30 Uhr, an einem Flughafen in einer neuen Stadt und ca. 80 km entfernt vom Ziel wirklich nicht wusste wie es weiter gehen sollte. 

Die genaue Lösung würde jetzt zu weit führen, ich kann nur sagen dass ich funktionierende digitale Prozesse wirklich zu schätzen weiß…so konnte ich meine (neue, in der Heimat liegende) Kreditkarte übers Onlinebanking direkt meinem ApplePay hinzufügen (und per FaceId bezahlen), obwohl ich keine PIN hatte und die physische Karte 10.000 km entfernt liegt ?. 

Nachdem auch das Problem aus der Welt geschafft war, konnten die ersten Tage außerhalb von Patagonien starten…und was soll ich sagen, es war „unterhaltsam“. 

Einerseits war die Landschaft komplett anders als im Süden des Landes, zum anderen warteten wieder interessante Hostel-Erfahrungen auf uns. 

Unser gebuchtes „Mozart“-Hostel, mit einer booking.com Bewertung von 9.7 (!) ließ ja kaum Wünsche offen, so könnte man meinen…allerdings wurden wir nach unserer Ankunft auch recht schnell wieder auf den Boden der Backpacker-Tatsachen zurück geholt…die gute Hostel-Mutter Andrea (ursprünglich aus Österreich) war SEHR mitteilungsbedürftig, und hatte dies auch in ihrem Hostel-Konzept berücksichtigt. So gab es Frühstück nur gemeinsam an einem großen Esstisch, und auch sonstige kurze Anfragen wurden mit mind. 15 minütigen Monologen begleitet. Ein schnelles Entkommen war kaum möglich. So weit, so normal…skurriler wurde es nicht nur durch ihren Arnold-Schwarzenegger-Akzent (allerdings auf Spanisch, nicht Englisch), sondern auch durch die weiteren Gäste, z.B. einer Langzeitmieterin, die als (O-Ton Andrea: sehr sportliche) Anwältin aus Santiago ihre geschätzten 100 kg in gammelige T-Shirts und bunte Regenbogen-Leggins verpackt um von Andreas Wohnzimmer aus zu „arbeiten“. 

Noch lustiger wurde es durch Andreas’ Mann Esteban, der auch zu jedem Thema seinen Senf abgeben durfte sobald Andrea eine Bestätigung ihrer Aussage erwünschte. Natürlich auf Spanisch, was sie dann wieder lautstark übersetzte.

Das große Highlight war allerdings das Hostel selbst, was auch aus einer Horror-Verfilmung von Pippi Langstrumpf hätte entsprungen sein können. Die Inneneinrichtung war ein dezenter Mix aus 80er Jahre Österreich-Charme (Eiche Rustikal), komplett zugestellt mit irgendwelchem Krimskrams, gepaart mit weiteren „hübschen“ chilenischen Einflüssen. 

Um noch weitere Nationalitäten zu bemühen, erinnerte mich unser Zimmer an eine finnische Sauna, da jede Wand (inkl. Decke, Boden, Tür und eingelassener Schrank) komplett aus dem gleichen Holz war. Interessanter Stil würde ich sagen, oder um es mit Andreas Worten zu sagen: PERFEEEEECTO!

Nachdem wir den ersten Tag auf Grund des Wetters fast nur im Zimmer verbracht haben (oder besser: verbringen mussten), zog es uns am zweiten Tag raus in den Nahe gelegenen Nationalpark. Wie schon erwähnt, landschaftlich sehr schön, sehr grün, und fast schon Regenwald-Charakter (siehe Photoset). Nach einer kurzen Wanderung wartete nur noch das Städtchen Puerto Montt auf uns, was allerdings eher Industrie-Charme zu bieten hatte. 

Am nächsten Tag gab es ein ähnliches Spiel, wir lauschten Andreas Ausführungen zur chilenischen Politik, kalten Pfannekuchen, ihren 2% Steuernzahlungen, Montesori-Schulen, ihr Aufenthalt in New Mexico etc., fuhren danach in weitere Nationalparks, schauten uns ein paar Sehenswürdigkeiten an und suchten uns einen geeigneten Spot zum Essen.

Grundsätzlich ist die Gegend sehr schön und hätte bestimmt noch viel mehr zu bieten gehabt (die Insel Chiloé oder die argentinische Seite um Bariloche), aber auch hier mussten wir nach ein paar Tagen „leider“ weiter ziehen…der nächste Flug wartete auf uns und brachte uns in die Hauptstadt Santiago, in der weitere Highlights auf uns warten sollten ?.

Die Zeit rennt…

So, das war’s dann wohl…31 Tage, der erste Monat ist rum! Ich kann es selbst kaum glauben, aber genau heute vor einem Monat hab ich mir meinen Rucksack (und meinen Neffen ?) geschnappt und bin Richtung Frankfurt aufgebrochen um in den ersten Flieger nach Buenos Aires zu steigen…Wahnsinn, dass das jetzt schon so lange her ist ?.

Einen Monat „Urlaub“, das klingt wirklich lang. So lang, dass es mir nicht auf Anhieb eingefallen ist wann ich das letzte Mal vier Wochen am Stück unterwegs war. Es war 2017 nach Neuseeland, und davor wahrscheinlich 6 Wochen 2010 (auch nach Neuseeland ?). Ansonsten ist es ja eher ungewöhnlich so lange Urlaub zu haben (selbst bei Audi ?).

Ich wurde jetzt schon mehrfach gefragt wie es sich anfühlt jetzt „so lange“ weg zu sein…und ich kann es nicht mal sagen. Der Monat hat sich super kurz und schnell angefühlt, und trotzdem (oder deshalb ?) bin ich immer noch noch nicht im „Wow-ich-bin-auf-Weltreise“-Modus. Einerseits könnte ich morgen wieder nach Hause fliegen, hätte eine tolle Zeit gehabt und könnte mich einen Tag später wieder an die Arbeit setzen, andererseits bin ich froh dass das noch nicht der Fall ist ?. Alles läuft gut und die Tage vergehen, aber bahnbrechende Erlebnisse, Erkenntnisse oder Veränderungen habe ich jetzt noch nicht feststellen können. Kommt das noch? Vielleicht. Vielleicht hat man (aka: ich) am Anfang zu hohe Erwartungen? Vielleicht ist es mit ü40 aber auch einfach nicht so aufregend oder lebensverändernd wie mit u20? Vielleicht bin ich auch gar nicht auf Weltreise, sondern Manuel Neuer ?. I don’t know, aber der erste Monat war auf jeden Fall recht unspektakulär, aber schön. Das Heimweh hält sich (meist) in Grenzen und noch nerven mich die Hostel-Aufenthalte und das Leben mit 3 Hosen, 5 T-Shirts und 2 Oberteilen auch noch nicht an.

Auch wenn es „schon“ einen Monat war, so hab ich ja auch „erst“ 1/11.tel der Gesamtdauer…mal sehen was also alles noch kommt, und ob sich meine Einstellungen und Gedanken diesbezüglich noch verändern ?. Bis dahin mach ich mal so weiter wie gehabt…die Route steht (so grob) und ab jetzt wird es eigentlich nur noch spontaner…

Summary: Argentinien

Für die Beschreibung was das hier ist, bitte im Artikel weiter unten nachlesen ?.

Land & Leute:
Nun ja, dafür erst mal ein kurzer Rückblick was ich alles überhaupt gesehen/gemacht habe. Begonnen in Buenos Aires, dann runter nach Ushuaia, dann erst mal nach Chile (zählt hier nicht mit rein), dann nach El Calafate (Gletscher), El Chalten (Fitz Roy) und zum Schluss noch kurz eine Nacht in Rio Gallegos. Gesamtdauer in Argentinien: Ziemlich genau 14 Tage.
Spontane Bewertung: Ganz okey, aber auch nicht der Burner. Warum? Zum einen das Thema Sicherheit…auch wenn wir nie Probleme hatten, so wurden wir doch oft darauf hingewiesen und sind auch mit offenen Augen durch die Stadt gegangen. Buenos Aires fand ich jetzt auch nicht sonderlich schön, und auch die anderen Orte haben nicht durch „pittoreske, kleine Kopfsteinpflaster-Gässchen“ geglänzt ?. Infrastruktur, Orga, Infos, Sauberkeit, etc. war auch alles (zum Teil) gegeben, aber auch da war an vielen Stellen noch Luft nach oben…
Insgesamt: 6/10

Natur:
Da ich Buenos Aires nicht mit berücksichtige (und der Torres in Chile war), zählt hier Ushuaia, die Fahrten durchs Land, der Gletscher und die Umgebung um den Fitz Roy…
Das fand ich schon alles SEHR beeindruckend, also eine 8/10.

Essen & Trinken:
Uff…was soll ich sagen…Argentinien, bekannt durch das gute Fleisch…ja, das war auch ganz lecker, aber abgesehen davon scheinen die kulinarisch keine große Vielfalt anzubieten…in jedem Laden gab es 95% Sandwiches, Burger, Pizza (und Steak). Zur Abwechslung noch Empanadas, aber die waren mehr für den kleinen Hunger zwischendurch.
Also eher eine 4/10.

Persönliche Erlebnisse:
Angefangen mit dem „Start der Weltreise“ inkl. der ersten Tage/Wochen unterwegs, Fine Dining in Buenos, die Fahrten durchs Land, die Ausflüge in den Nationalparks, das Gefühl „am Ende der Welt zu sein“…
Fand ich alles ziemlich gut: 8/10.

Highlight:
Da kann ich mich gerade schwer festlegen.
1.) Der Moment als ich argentinischen Boden betrat und wusste dass es jetzt WIRKLICH losgeht
2.) Das Wetter. So viele Gedanken und „Sorgen“ habe ich mir im Vorhinein über die Route gemacht, und die verrückte Idee, abseits der Hauptsaison nach Patagonien zu fliegen…und was soll ich sagen: Bis auf einen Tag war das Wetter wirklich traumhaft ☀️?
3.) Dulce de Leche. Zumindest mein kleines, tägliches Highlight am Frühstückstisch ?
3.) die Herbst-Farben im „Los Glaciares“ NP bei El Chalten.

Lowlight:
Da nichts wirklich schief gelaufen ist, gibt es hier kaum etwas zu nennen:
1.) Das Essen
2.) Leider war es eine kleine Enttäuschung dass das „Post Office am Ende der Welt“ geschlossen hatte…das wäre noch schön gewesen von dort Post zu verschicken.

Surprise:
1.) Englisch ist hier WIRKLICH Mangelware ?
2.) Die Preise sind unverschämt günstig. Durch die Monster-Inflation gibt es den „Blue-Dollar“, der einen doppelt so guten Wechselkurs ermöglicht wie der offizielle Wechselkurs der Nationalbank (aktuell: anstatt 1/200 ca. 1/400 ARS). So ganz habe ich das (volkswirtschaftlich) nicht verstanden, aber ich hab das einfach mal akzeptiert ?. Dadurch kamen die wirklich günstigen Preise zu Stande (Volltanken 14 €, 2 Longdrinks für 3 € oder ein Abendessen für 10 €).

Overall:
Wie auch schon an den Einzelbewertungen zu sehen ist…die Natur fand ich wirklich beeindruckend, den Rest kann man sich meiner Meinung auch sparen. Durch die günstigen Preise hat man allerdings ein gutes Argument länger im Land zu bleiben (zumindest wenn es in den Nachbarländern ähnlich aussieht, aber dafür teurer ist).
Gesamt: Mathematisch eher 7, gefühlsmäßig eher eine 6 von 10.