Yes, nach dem Torres ging es zu einem weiteren meiner persönlichen Highlights: In die Atacama-Wüste! Wirklich verrückt, dass beide Abschnitte im selben Land liegen…nur durch knappe 3500 km getrennt ?.
Wenn ich an Wüste denke kommen mir erst mal endlose Mengen Sand in den Sinn…dass das auch ziemlich anders sein kann habe ich hier mal wieder festgestellt ?.
Nach unserem Aufenthalt in der Hauptstadt sind wir erst mal in den Flieger gestiegen. Dieses Mal hieß das Ziel Calama, ca. 1,5 Std. von San Pedro de Atacama entfernt. Ich weiß nicht was in Calama selbst so geht, immerhin hat die Stadt in der Mitte von Garnichts auch 150.000 Einwohner, wir haben allerdings nur den Flughafen zu Gesicht bekommen. Ursprünglich war die Idee mal wieder einen Mietwagen zu nehmen um autark zu sein und selbst die Hotspots (<– ?) abzufahren. Da die Verfügbarkeit aber recht begrenzt war, und es auch sonst ein zu großer Aufwand gewesen wäre das Auto wieder nach Calama zurück zu bringen, haben wir den Plan schnell verworfen und uns entschieden diverse Tagestouren zu buchen.
Der Weg nach San Pedro war mal wieder mehr als einfach. Überall dort wo Touris sind, gibt es auch Touri-Angebote. Raus aus dem Flughafenschalter, und schon stehen diverse Estebans da rum und winken mit ihren Transfer-Schildchen. Für ein paar Euro (ich glaube 20 p.P. ?) sitzt man dann Minuten später in einem klimatisierten Kleinbus und wird ins Wüsten-Mekka kutschiert.
Dort angekommen, war ich mal wieder sehr überrascht…ja, es ist natürlich sehr warm und trocken…aber ansonsten hat es sich auf den ersten Blick wenig von anderen, „normalen“ Orten unterschieden. Es gab Geschäfte (oder sowas in der Art ?), Schulen, Kneipen, Restaurants…und das Hostel war eines der schönsten auf unserer bisherigen Reise. Dennoch hat mich San Pedro irgendwie fasziniert. So „normal“ es auf der einen Seite schien, so sehr erinnerte es mich an eine Mischung zwischen Las Vegas und Mad Max. Die Stadt lebt von (und mit) seinen Touristen, und alles fokussiert sich auf eine „Hauptstraße“ (ich nenne sie mal: The Strip ?) auf der sich diverse Arten von Reisenden durch den Staub schlagen. Hier trifft die 60-jährige Gudrun in Wandersandalen auf die voll-tätowierte und zugekiffte 20-jährige Lisa in Hippiehosen…und beide haben nur ein Ziel: Bei den ca. 50 Touranbietern eine der ca. 10 unterschiedlichen Touren zu buchen die aber überall exakt gleich sind ?. Jeder Anbieter hat hier die selben Busse, fährt die selben Orte an und nimmt so ziemlich das gleiche Geld dafür. So zumindest unser Eindruck nach ein paar Gesprächen mit anderen, diversen Flyern und ein paar Recherchen…
Wir haben es uns daher leicht gemacht und bei unserem Hostel-Menschen „Rodriguez“ gebucht. Das ging sehr unkompliziert und war – soweit ich das abschätzen kann – qualitativ nicht schlechter. Wir hatten 6 Tage vor Ort, diese waren aber durch die ganzen Touren recht ausgefüllt. Auf dem Plan standen:
1.) Valle de la Luna
2.) Valle Arcoiris
3.) Lagunas Altiplanicas & Piedras Rojas
4.) Stargazing Tour
5.) Uyuni Tour
Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen. Die Touren waren alle beeindruckend…manche mehr, manche weniger…und selbst wenn das eigentliche Ausflugsziel nicht so spannend war, so war es die Gesamtheit der Situation. Es ist wirklich zum brüllen und ich habe mit Eric meine wahre Freude daran…jeden Tag aufs neue pferchen sich im Morgengrauen 100.te Touristen in kleinen 10er Grüppchen zusammen in den für sie vorgesehenen Tourbus, bekommen von ihren „ach so gut gelaunten Guides“ auf gebrochenem Englisch (oder wahlweise Spanisch oder Portugiesisch) die wichtigsten Infos zum Ziel mitgegeben und versuchen sich dann untereinander mit immer den selben Smalltalk-Fragen zu connecten. Wirklich, darüber muss ich mal gesondert schreiben, aber viel interessanter als die ganzen „Sehenswürdigkeiten“ sind einfach die Menschen & Situationen die damit einher gehen…ich hoffe WIRKLICH dass ich das mal schaffe „zu Papier zu bringen“.
Zu den jeweiligen Touren gibts die Fotosets zur Veranschaulichung…ansonsten war nicht viel Zeit, außer dass ich mich mal in die Stadt begeben habe um „bewusst“ ein paar Menschen zu fotografieren…das war auch sehr nice (und anstrengender als Landschaft ?)…die Ergebnisse gibts dann auch bald im dazugehörigen Photoset.
Trotz dass wir recht aktiv waren, so habe ich mich doch ein wenig geärgert keinen Mietwagen gehabt zu haben. Die Gegend um San Pedro ist wirklich einmalig, und trotz dass es eine Wüste ist, so ist genügend Infrastruktur vorhanden um auf eigene Faust mit dem eigenen Wagen die entsprechenden Punkte anzufahren. Mich hätten noch diverse andere Ziele interessiert, und selbst bei den Zielen bei denen wir waren, ist man immer recht „eingeschränkt“ was den vorgegebenen Zeitplan angeht…auch die Tage vor Ort wollten wir nicht noch länger strecken, da auch die anderen Ziele noch irgendwie in die Route passen sollen ?. Daher: Atacama, auf JEDEN FALL ein Ziel was ich nochmal besuchen würde…dann bei der nächsten Weltreise ?.
Unser Abgang aus der Atacama Wüste ging zur Abwechslung mal nicht mit dem Flugzeug, sondern mit einer Tour in die Uyuni-Wüste. Auch das ist gefühlter Standard und war daher ähnlich leicht zu organisieren. Die Touren gibt es in zwei Varianten: 4-Tage, mit Rückkehr nach San Pedro, oder 3-Tage, ohne Wiederkehr ?. Wir haben uns natürlich für die 3-Tages-Tour entschieden, die das Ende dann in Uyuni vorsieht.
Eigentlich bräuchte diese Tour auch einen eigenen Blog-Artikel. Die Kurzform: Es war der absolute Wahnsinn. So Wahnsinn, dass ich nicht weiß wie ich das beschreiben soll. Wir fuhren drei Tage in einem 4×4 Pickup durch Landschaften die ich mir nicht mal hätte im Traum vorstellen können…in knapp 5000 Metern Höhe an Orte an denen es keine Straßen mehr gab…nur noch „Natur“ von solch‘ einer Art die ich wirklich noch nicht kannte. Ich halte die deutsche Sprache schon für recht ausgefeilt, wenn es darum geht Dinge präzise zu beschrieben. Vielleicht liegt es auch einfach an meinem Wortschatz, aber nach 100x „Geil, Wahnsinn, Unglaublich, Schön, Krass, Traumhaft, Unwirklich“ oder ähnlichen war ich irgendwann einfach nur noch stumm. So stumm, dass mir die Tränen die Wangen runter liefen, weil mein Gehirn nicht verstand was meine Augen sahen…
Ich konnte nichts mehr sagen, und empfand einfach nur Dankbarkeit. Es klingt vielleicht pathetisch, aber in dem Moment war ich so dankbar für alles was dazu geführt hatte dass ich da in diesem Pickup saß und diesen Moment erleben durfte. Angefangen von meinem Geburtsort der das überhaupt möglich machte, über die Erziehung, Bildung, Job, ja selbst meine Scheidung…die mich u.a. zu der Weltreise geführt hat ?. Es war einfach „unbeschreiblich“…nur leider reicht unbeschreiblich an dieser Stelle überhaupt nicht aus um sich daraus eine Vorstellung zu machen.
Funfact: Ich habe für mich entschieden, dass der Ausdruck „Ich frecke“ es eigentlich am besten beschreibt. Vielleicht nicht literarisch wertvoll, dafür trifft’s aber meinen Humor ?.
Diesen besonderen „Ich frecke“-Moment hatte ich schon am ersten Tag der Tour…da waren wir von der Uyuni noch meilenweit entfernt. So intensiv ging es die nächsten 48-Stunden weiter, gespickt mit weiteren (Natur-)Highlights und auch weniger schönen Momenten. Nicht empfehlen kann ich z.B. die erste bolivianische Hostel-Erfahrung in „Villa Mar“, natürlich so abgelegen wie der Rest der Tour. Im Gegensatz zu unserer bisherigen Hostel-Auswahl konnten wir hier – als Teil der Tour – das Hostel natürlich nicht selber wählen und waren leicht geschockt. Aber auch das haben wir überlebt und am nächsten Tag ging es weiter…
Auch hier galt: Nicht nur die (angepriesenen) Sehenswürdigkeiten waren eine Reise wert, sondern auch die Gesamtsituation: 7 Leute in einem Pickup, ein Pärchen um die 40 aus Brasilien, ein weiteres Pärchen um die 30 aus Portugal, Eric, der Fahrer Mario und ich. Irgendein Zufall (oder irgend ein Touranbieter in San Pedro) muss uns wohl zusammen geführt haben…ca. 60 Stunden lang, auf engstem Raum, und irgendwo im kulturellen und sprachlichen Mix zwischen den Kontinenten, und zwischen Spanisch, Portugiesisch, Englisch und Deutsch ?. Diese Momente, in denen der konstant kokablatt-kauende Fahrer Mario keine Miene verzieht, während er mit über 100 Sachen durch die Offroad-Prärie von Bolivien heizt…während nebenher im Radio ein Mix aus Roxanne (Must have been Love, aber auf Spanisch), Lady Gaga’s Pokerface und spanischen Kumbia-Mix trällert.
Ganz ehrlich, das kann man sich nicht ausdenken ?.
Es war einfach ein Highlight, und das gipfelte dann endlich am dritten Tag als Mario morgens früh um 05:30 Uhr seinen 4×4 Nissan anschmiss um uns zum Sonnenaufgang in die Uyuni zu bringen…Was soll ich sagen…“Ich frecke“ trifft es da wohl wieder am besten ?. Keine Wolke am Himmel, ein glatter Horizont, und Salz, wohin das Auge blickt…nach diversen Photosessions (Fotos folgen ?), einer Frühstückspause auf Salz-Blöcken und einem Besuch der Isla del Pescado war dann auch irgendwann dieses Highlight vorüber. Wie fuhren in das Dorf Uyuni, bekamen dort noch ein Mittagessen kredenzt und verabschiedeten unsere mehr oder weniger ans Herz gewachsenen Mitstreiter mit dem üblichen Insta-Profil-Austausch ?.
Für Eric und mich hieß es weiter weiter mit dem Bus in Richtung bolivianisches Hochland – nächster Stopp war die ehemaligen Silberminenstadt Potosí.