Nach unserem Abenteuer im Süden des Kontinents hieß es für uns den Weg Richtung Norden anzutreten. Aus finanziellen (Mietwagen mit Einwegmiete), und zeitlichen Gründen (Bus), hatten wir uns entschieden stattdessen in den Flieger zu steigen und die knapp 2000 Kilometer nach Puerto Montt zu fliegen.
Die Region um Puerto Montt ist als super schöne Vulkan-, Seen- & Wald-Gegend mit diversen Nationalparks bekannt.
Gesagt, getan, da wir den ersten Mietwagen noch zurück geben mussten, ging unser Flieger von Punta Arenas – das hieß für uns ein „kleiner“ Rückweg von 650 km und ein erneuter Grenzübergang zurück nach Chile. Da wir nicht die selbe Route wie beim Hinweg nach El Chalten nehmen wollten, fuhren wir über Rio Gallegos – ich kann sagen: Nicht zu empfehlen ?. Die Straßen und Landschaften ringsherum waren recht ähnlich (schön), allerdings war Rio Gallegos eher unansehnlich. Egal, nach einer Nacht im „4-Sterne-Hotel“ für 35 € ging es für uns am nächsten Morgen auch schon wieder weiter.
Da der Flug leider auf 20 Uhr verschoben wurde, hieß es für uns erst mal warten, und daraus resultierend eine recht später Ankunft am Flughafen in Puerto Montt. Der Mietwagen-Schalter hatte zwar gerade noch offen, allerdings wollte dieser Partout nicht eine meiner 3 (Debit)Karten akzeptieren.
Nach kurzem Disput über den Google Translator war ich nicht nur mit meinem Spanisch, sondern auch mit meinem Latein am Ende, da ich abends um 23:30 Uhr, an einem Flughafen in einer neuen Stadt und ca. 80 km entfernt vom Ziel wirklich nicht wusste wie es weiter gehen sollte.
Die genaue Lösung würde jetzt zu weit führen, ich kann nur sagen dass ich funktionierende digitale Prozesse wirklich zu schätzen weiß…so konnte ich meine (neue, in der Heimat liegende) Kreditkarte übers Onlinebanking direkt meinem ApplePay hinzufügen (und per FaceId bezahlen), obwohl ich keine PIN hatte und die physische Karte 10.000 km entfernt liegt ?.
Nachdem auch das Problem aus der Welt geschafft war, konnten die ersten Tage außerhalb von Patagonien starten…und was soll ich sagen, es war „unterhaltsam“.
Einerseits war die Landschaft komplett anders als im Süden des Landes, zum anderen warteten wieder interessante Hostel-Erfahrungen auf uns.
Unser gebuchtes „Mozart“-Hostel, mit einer booking.com Bewertung von 9.7 (!) ließ ja kaum Wünsche offen, so könnte man meinen…allerdings wurden wir nach unserer Ankunft auch recht schnell wieder auf den Boden der Backpacker-Tatsachen zurück geholt…die gute Hostel-Mutter Andrea (ursprünglich aus Österreich) war SEHR mitteilungsbedürftig, und hatte dies auch in ihrem Hostel-Konzept berücksichtigt. So gab es Frühstück nur gemeinsam an einem großen Esstisch, und auch sonstige kurze Anfragen wurden mit mind. 15 minütigen Monologen begleitet. Ein schnelles Entkommen war kaum möglich. So weit, so normal…skurriler wurde es nicht nur durch ihren Arnold-Schwarzenegger-Akzent (allerdings auf Spanisch, nicht Englisch), sondern auch durch die weiteren Gäste, z.B. einer Langzeitmieterin, die als (O-Ton Andrea: sehr sportliche) Anwältin aus Santiago ihre geschätzten 100 kg in gammelige T-Shirts und bunte Regenbogen-Leggins verpackt um von Andreas Wohnzimmer aus zu „arbeiten“.
Noch lustiger wurde es durch Andreas’ Mann Esteban, der auch zu jedem Thema seinen Senf abgeben durfte sobald Andrea eine Bestätigung ihrer Aussage erwünschte. Natürlich auf Spanisch, was sie dann wieder lautstark übersetzte.
Das große Highlight war allerdings das Hostel selbst, was auch aus einer Horror-Verfilmung von Pippi Langstrumpf hätte entsprungen sein können. Die Inneneinrichtung war ein dezenter Mix aus 80er Jahre Österreich-Charme (Eiche Rustikal), komplett zugestellt mit irgendwelchem Krimskrams, gepaart mit weiteren „hübschen“ chilenischen Einflüssen.
Um noch weitere Nationalitäten zu bemühen, erinnerte mich unser Zimmer an eine finnische Sauna, da jede Wand (inkl. Decke, Boden, Tür und eingelassener Schrank) komplett aus dem gleichen Holz war. Interessanter Stil würde ich sagen, oder um es mit Andreas Worten zu sagen: PERFEEEEECTO!
Nachdem wir den ersten Tag auf Grund des Wetters fast nur im Zimmer verbracht haben (oder besser: verbringen mussten), zog es uns am zweiten Tag raus in den Nahe gelegenen Nationalpark. Wie schon erwähnt, landschaftlich sehr schön, sehr grün, und fast schon Regenwald-Charakter (siehe Photoset). Nach einer kurzen Wanderung wartete nur noch das Städtchen Puerto Montt auf uns, was allerdings eher Industrie-Charme zu bieten hatte.
Am nächsten Tag gab es ein ähnliches Spiel, wir lauschten Andreas Ausführungen zur chilenischen Politik, kalten Pfannekuchen, ihren 2% Steuernzahlungen, Montesori-Schulen, ihr Aufenthalt in New Mexico etc., fuhren danach in weitere Nationalparks, schauten uns ein paar Sehenswürdigkeiten an und suchten uns einen geeigneten Spot zum Essen.
Grundsätzlich ist die Gegend sehr schön und hätte bestimmt noch viel mehr zu bieten gehabt (die Insel Chiloé oder die argentinische Seite um Bariloche), aber auch hier mussten wir nach ein paar Tagen „leider“ weiter ziehen…der nächste Flug wartete auf uns und brachte uns in die Hauptstadt Santiago, in der weitere Highlights auf uns warten sollten ?.
Sehr, sehr lustig ?