Ei ei ei…jetzt sind ein paar Wochen „ins Land“ gegangen…zwar mit einigen Geschehnissen, aber mit wenig Zeit, Muße oder Möglichkeit zum Bloggen.
Also, was ist passiert…nach der wirklich beeindruckenden Uyuni-Tour haben wir uns in den erstbesten Bus gesetzt und sind weiter in Richtung bolivianische Hochland gefahren. Alleine die Busfahrt war schon wieder eine Erfahrung für sich…aber egal, nach einigen Stunden kamen wir wohlbehalten in Potosí – eine durch ihr Silbervorkommen ehemals reichste Stadt der Welt – an.
Hier hatten wir ein paar Nächte, und wollten die dazugehörigen Tage auch „sinnvoll“ nutzen…allerdings kamen wir nicht dazu. Der Aufenthalt auf ca. 4000 Meter hat uns so umgehauen, dass selbst das Schuhe binden zu anstrengend war. Es war meine erste Erfahrung mit so einer Höhe…und ich war wirklich überrascht dass es einen gesunden Menschen so beeinflussen kann. Wir waren konstant aus der Puste und hatten uns deshalb dazu entschieden keine Tour in die Silbermine zu machen, sondern lieber ein Eis auf dem Marktplatz zu essen ?.
Unser nächster Stopp hieß Sucre (aka „die weiße Stadt“) in der wir sowieso ein paar Tage „Pause“ eingeplant hatten. Erst mal mussten wir allerdings dorthin kommen, und das stellte sich wider erwarten als kleine Hürde dar. Unser Tranfer-Tag sollte der 01. Mai sein, und der ist sogar in Bolivien ein landesweiter Feiertag. Dadurch war selbst der (sonst so rege) Bushof wie ausgestorben, und wir mussten nach Alternativen suchen um die knapp 3 Stunden Fahrt (155km) irgendwie zu überbücken. Gesagt – getan, wofür gibt es fleißige „Taxifahrer“ die liebend gerne dumme Touristen für zu viel Geld durchs Land kutschieren…ein geeigneter Kandidat war schnell gefunden, da hier alles über ein lautes Stimmorgan funktioniert. Am Bushof wird jede Verbindung lautstark angepriesen, auf den Märkten werden die Waren schreiend angeboten, und am Taxistand wird man angebrüllt wenn man von A nach B kommen möchte ?. Also, einfach immer den Ohren nach – dann findet man schon zum Ziel. Nach kurzer Verhandlung war das finanzielle auch geklärt, und wir saßen für 20 € im „Taxi“ nach Sucre.
Ich hab ja schon ein paar Autos gesehen in meinem Leben, aber das was in Bolivien rumfährt ist echt n Highlight. Hier ist kein Auto auch nur in Ansätzen „Original“, einen TÜV scheint es natürlich nicht zu geben und dass diese Teile überhaupt noch vorwärts fahren grenzt an ein Wunder. So auch unser „Taxi“, Fabrikat „unbekannt“, dafür ein dicker Auspuff, rausgestellte Reifen (ohne Profil), und als besondere Sonderausstattung wurden alle Gurte entfernt ??♂️…ich mein, Tuning, okey, das kann ich ja nach ansatzweise nachvollziehen, aber WARUM entfernt man bitte die Gurte im Auto??? Der Sicherheitsgedanke wurde leider auch dadurch nicht weiter verstärkt dass das Auto bei 13-14 Uhr Stellung des Lenkrads geradeaus fuhr, in regelmäßigen Abständen die Reifen am hinteren Radkasten aufsetzten und der Fahrer natürlich gerne noch parallel ein paar Whatsapps beantwortet…gut, no risk no fun, wieder eine der kurzen „Was mache ich hier“-Momente ?.
Wenn man das ausblendet war es aber wieder völlig einfach und unkompliziert…an einem Feiertag für wenig Geld in einem privaten Taxi bis zur Tür gefahren zu werden – was will man mehr ??♂️.
Gut, in Sucre heil angekommen hatten wir 6 Tage/Nächte „Urlaub“ eingeplant. Die Stadt sollte ganz schön aber unspektakulär sein, und wir wollten nach den bisherigen Eindrücken einfach mal ein paar Tage Pause machen. Dafür hatten wir uns ein Airbnb (und kein Hostel) genommen…und ich muss sagen: Was ein Luxus wenn man sein eigenes Zimmer, Bad und Küche hat ?. Wirklich schön, wieder die kleinen Dinge schätzen zu lernen, z.B. sein eigenes Essen kochen zu können. In Sucre selbst haben wir wirklich wenig gemacht…ständiger Begleiter ist allerdings die weitere Reiseplanung: Wo geht es hin, wie lange brauchen wir, was gibt es dort zu tun, wie kommen wir dahin und wo schlafen wir…Was für einen normalen 1-2-3-wöchigen Urlaub schnell gemacht ist, braucht für 2-4-6 Monate doch etwas mehr (und kontinuierlich) Zeit ? . So haben wir unsere ursprüngliche Route (Ende in Rio de Janeiro) mittlerweile über den Haufen geschmissen und werden nach Peru weiter nordwärts nach Ecuador reisen. Kurzzeitig war auch Kolumbien auf dem Plan, allerdings schaffen wir das zeitlich nicht. Dafür haben wir als neues Highlight die Galapagos-Inseln eingeplant die wir kurz vor Ende der Zeit in Südamerika noch einbauen werden ?. Wenn man schon mal „in der Gegend ist“ sollte man die ja auch mitnehmen ?.
Nach der kleinen Erholungsphase in Sucre (übrigens auch auf knapp 3000 Meter) ging es dann mit dem Nachtbus weiter nach La Paz. Die Stadt hat mich sehr positiv überrascht. Eine Stadt in den Bergen, selbst auf knapp 4000 Metern gelegen und gesäumt von diversen Bergen über 6000 Metern. Wahnsinn. Und was für ein Gewusel…knapp 2 Mio. Menschen (zusammen mit El Alto), und wie das gemeinsam funktioniert ist mir echt ein Rätsel. Eine „Sehenswürdigkeit“ sind die Vielzahl der Märkte in La Paz…und die haben wir uns natürlich auch angeschaut. Es ist wirklich nicht zu beschreiben. Supermärkte sind echt unnötig…weil hier gefühlt ALLES auf den Märkten verkauft wird. Allen voran Lebensmittel in jeglicher Form, aber auch sonst alles von Möbeln, Toilettenspülungen, lebendige Tiere bis hin zu Motorblöcken. Eben alles was man im täglichen Gebrauch so benötigt ? . Wirklich total verrückt.
Abgesehen davon ist die Stadt eigentlich „hässlich“…unendliche Häuserschluchten aus Backstein…ohne Putz, ohne Farbe, ohne nix…anfangs hab ich mich gewundert warum hier so viele Häuser im Rohbau sind, bis ich herausgefunden habe dass sie hier „fertig“ sind. Ein paar Ziegel aufeinander, eine Tür und ein bisschen Glas in die offenen Löcher – und fertig steht das bolivianische Ein- oder Mehrfamilienhaus…wow. Anyway, die Lage, die Menschen und die Aussicht ist schon wirklich was besonderes…getoppt wird das ganze Stadtbild auch noch von der größten städtischen Seilbahn der Welt. Da „normaler“ Public Transport schwer funktioniert wenn man 1000 Höhenmeter zu überwinden hat, gibt es hier eine riesige Seilbahn mit mehreren Linien die die unterschiedlichen Stadtteile miteinander verbindet. Sah alles sehr neu aus und hat reibungslos funktioniert. Hat mich auf jeden Fall mehr beeindruckt als die 15 zum Rudolfplatz ?.
Neben den üblichen Stadt-Sightseeing-ToDo’s hatten wir noch eine „Death-Road„-Tour gebucht. Die Straße galt als eine der gefährlichsten der Welt, und ist daher mittlerweile nur noch für Fahrräder geöffnet. Früher starben bis zu 300 Personen jährlich auf der Strecke, und jetzt weiß ich auch wieso. Die knapp 80 km Downhill irgendwo im bolivianischen Hochland/Dschungel waren der Wahnsinn. Dass da überhaupt Autos langgefahren sind spricht wieder sehr für das bolivianische Sicherheitsdenken ?. Eine enge Schotterstraße die sich um den Berg schlängelt, schlechte Sicht, ein paar Wasserfälle zwischendurch, keine Leitplanken o.ä. und am Abgrund geht es teilweise hundert(e) Meter in die Tiefe…crazy, aber mit dem Fahrrad war es ein Abenteuer! Nach dem mehrstündigen Trip war ich auch echt fertig, aber es hat sich gelohnt ?.
Weitere Touren haben wir uns aus finanziellen und zeitlichen Gründen gespart, so dass es für uns ein paar Tage später zum nächsten Halt – zum Titikakasee an der Grenze zu Peru – ging.