Nach den ersten paar Tagen in Buenos Aires ging es dann am Samstag weiter nach Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt die nur 1100 km von der Antarktis entfernt ist.
Die Anreise verlief mit dem 4-Stunden-Direktflug von BA recht unspektakulär. Recht schönes Wetter erwartete uns, und wir verbrachten den Reisetag mit „erst mal ankommen, die Stadt erkunden und die weiteren Tage planen“. Viel gab es ehrlich gesagt nicht zu sehen, aber das Gefühl wirklich am A**** Ende der Welt zu stehen war schon ziemlich verrückt. Dieses „Wow, jetzt bin ich wirklich hier“-Gefühl hatte ich in der Vergangenheit schon bei New York, Sydney und Auckland, und ist für mich wirklich etwas besonderes. Ich hatte mich im Vorhinein so stark mit den jeweiligen Reisen beschäftigt, Fotos/Videos geschaut, lokale Radiosender gehört, Blogs gelesen und es ist so viel Zeit in den „Wie mag es da wohl sein“-Gedanken geflossen, dass es sich dann sehr unwirklich anfühlt wenn man dann plötzlich selbst vor Ort ist. So auch bei Ushuaia.
Abgesehen von meinen Gedanken war es aber erstaunlich „normal“. Selbst hier, wo man kaum weiter weg sein kann, steigt man aus dem Flieger aus, hat 4G Netz und volle Supermärkte, sieht die selben Marken in den Schaufenstern und hat den obligatorischen Burger auf der Speisekarte (den man dann auch noch mit einem Click per Apple Pay bezahlt)…klar, es ist alles etwas auf nach Antarktis-Expedition ausgerichtet und es gibt neben dem Burger auch Königskrabben, aber richtig „unbekannt“ fühlt es sich nicht an.
Wir hatten nur 2 Tage für Ushuaia eingeplant, daher haben wir versucht diese sinnvoll zu nutzen. Am Sonntag sind wir auf unsere erste kleine Wanderung zur Laguna Esmeralda aufgebrochen. Die ca. 5-Stündige Wanderung war wirklich abwechslungsreich und unser erster „richtiger“ Eindruck von der Natur in Patagonien. Ein paar Fotos gibts schon im Fotoset, allerdings ohne die Lagune, die war nicht so spektakulär ?. Abgesehen davon habe ich den Tag ein wenig als „Testlauf“ für das Equipment genutzt…wie warm/kalt ist es und was mache ich mit Kamera, Stativ, Drone, Objektiven & Co. Mein Fazit: Es geht schon irgendwie, aber mit weniger Gewicht zu wandern ist auch schön ?. Da Dronen sowieso meist nicht erlaubt sind werde ich für die nächsten Trails ein paar Dinge im Hostel lassen…trotzdem war es toll endlich mal wieder ein paar „vernünftige“ Fotos machen zu können und die iPhone-Knipserei etwas zu beschränken…
Am zweiten Tag waren die Knochen zwar etwas schwer(er), aber wie oft kommt man schon nach Ushuaia, oder ?? Deshalb wollten wir auch den Tag nicht im Chill-Modus verbringen und haben wieder den Wecker gestellt und unsere Rucksäcke gepackt. Diesmal ging es in den Tierra del Fuego Nationalpark, für den man wahrscheinlich alleine schon 2 Wochen einplanen könnte…gut, wir hatten einen Tag, deshalb viel unser Sightseeing etwas kleiner aus ?. Wir haben uns für eine Küstenwanderung entschieden, beginnend am südlichsten Post-Office der Welt. Das hatte ich auch schon vorher recherchiert und habe mich wirklich sehr darauf gefreut von dort ein paar Postkarten in die Welt zu verschicken…leider hatte es gerade an diesem Tag geschlossen ?.
Wieder so ein Gedanke den ich in den ersten 10 Tagen meiner Reise schon ein paar Mal hatte…wahrscheinlich werde ich in diesem Jahr sehr viele „once-in-a-lifetime“-Momente haben…viele davon werde ich wahrscheinlich „erfolgreich“ umsetzen oder erleben können, einiges davon auch nicht. Tango Show in einer Milonga – nicht gesehen, ein Stück im Teatro Colon – nicht gesehen, Postkarten schreiben im Nationalpark – nicht gemacht, bei den Alpakas am Straßenrand angehalten – nicht gemacht…usw. usw. Auch (oder gerade) bei meinen Fototouren ist die Chance, DEN richtigen Moment zu erwischen sowieso eher unwahrscheinlich. Zu oft ist das Wetter unpassend, oder man ist zur falschen Tages- oder Jahreszeit unterwegs. Häufig hat man nur diesen einen Tag oder Moment, wenn man es da passt dann wird man ich wohl nie mehr die Gelegenheit dazu haben. Klar, ich könnte nächstes Jahr nochmal nach Buenos Aires & Ushuaia fliegen, aber ich glaube das ist eher unwahrscheinlich ?.
Das ganze ist eine ziemliche „Glas ist halb leer VS. halb voll„-Betrachtung, aber neben den tollen Dingen die ich schon erlebt habe fällt mir eben auch auf was man alles nicht geschafft hat…und das schon nach nicht mal 2 Wochen ?.
Anyway, wir haben also einen Küsten-Walk im Nationalpark gemacht, ohne Postkarten, dafür mit 5-Stunden-Dauerregen…es war nicht das Wetter was wir uns gewünscht haben, aber hey, das ist Feuerland, da regnet es im Herbst auch mal ein bisschen ?. Die Landschaft war mal wieder atemberaubend und es war einfach so still…keine Menschen, kaum Tiere und viel unberührter Wald, Küste und Regen…Die Fotos sind entsprechend „grau“ und folgen noch, aber gelohnt hat es sich allemal.
Am Dienstag hieß es leider schon wieder Abschied nehmen, Rucksack packen und den Bus 11 Stunden lang in Richtung Punta Arenas nehmen. Eigentlich nichts was bei uns groß auf der Liste stand, aber bei den Distanzen muss man auch mal einen Stopp einbauen. Dort waren wir nur 2 Nächte, und den Tag vor Ort haben wir mal wieder mit Orga verbracht (neues Land, neue SIM-Karte, Geld, Tourist Office und Planung für die nächsten Tage). Heute haben wir dann unseren Mietwagen abgeholt und sind 2 Stunden nach Puerto Natales gefahren – das Tor zum Torres del Paine Nationalpark. Ein echtes Highlight auf unserer/meiner Reise und ich freue mich schon riesig auf das was uns die nächsten 3 Tage erwartet. Wir haben schon einen groben Plan der Daytrips und Sehnswürdigkeiten, aber auch das ist mal wieder Wetter- Zeit- und Lust-abhängig. Morgen geht der Wecker wieder um 06:00 Uhr, da wir eine knapp 2-Std. Anreise in den Park haben. Mal sehen wie es wird…ich werde berichten ?.
Lieber Georg,
schön, dass Du es nun wirklich tust.
Ich freu mich für Dich und auf weitere Berichte.
Liebe Grüße aus Brandenburg
Micha